#closebutnobanana – Jüdisches Leben in Karlsruhe heute

Kunstprojekt von Vérok Gnos, Elke Hennen, Jutta Hieret, Iris Kamlah, Gloria Keller

Juli bis Dezember 2021 im Stadtraum Karlsruhe #2021JLID

 

Close – but no banana meint so viel wie knapp daneben ist auch vorbei  und bezieht sich auf die allgemein fehlenden Kenntnisse bei Vielen über jüdisches Leben in Karlsruhe heute.  Die Künstlerinnen reflektieren ihre Wahrnehmung, um mit künstlerischen Mitteln den offenen gesellschaftlichen Dialog zu fördern.

 

>> Im Rahmen von „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“, Staatsministerium Baden-Württemberg

 

>> Der Verein #2021JLID – Jüdisches Leben in Deutschland

 


Konzept #closebutnobanana

Nah dran, aber eben nicht so ganz – mit dieser Tatsache setzen sich die GEDOK-Künstlerinnen auseinander. Mit ihrer künstlerischen Arbeit werfen sie den Blick auf jüdisches Leben in Verbindung zu Karlsruhe – einer Stadt, in der jüdische Bürger*innen bereits seit ihrer Gründung vor mehr als 300 Jahren leben.

Das künstlerische Konzept gibt Einblicke in das heutige Leben junger Jüdinnen und Juden und richtet sich gegen stereotype Ausgrenzungen wie die von Antisemiten getroffene Pauschalisierung „DIE Juden“.
Ob säkular, orthodox, traditionell oder liberal – die junge Generation steht stellvertretend für eine Vielfalt gelebter Lebensentwürfe. Die Botschaft lautet hier: Ich bin so viel mehr! Nicht allein meine Religion oder mein traditionelles bzw. liberales Kulturbewusstsein, sondern mein Leben als Individuum mit vielfältigen Hobbys, Vorlieben, Eigenschaften machen mich aus.

 

In der Reflexion innerhalb der Künstlerinnengruppe wirft diese Botschaft persönliche Fragestellungen auf: Wo ist jüdisches Leben unverdeckt in Karlsruhe sichtbar? Wer von uns hat eigentlich jüdische Freunde? Warum fällt es uns so schwer, unbefangen über das Thema „Juden“ zu reden? Warum ist unser eigener Umgang geprägt von Ängsten, Unsicherheit und Schuldgefühlen? In Diskussionen untereinander, aber auch in den eigenen erweiterten Freundeskreisen wird klar, es ist noch lange nicht „alles banana“.

 

Die Künstlerinnen entschließen sich, ihren eigenen Blick als gesellschaftliche Spiegelung einzubringen und sich auf den Weg zu machen. Um zu versuchen, mit künstlerischen Mitteln die Vielfalt und „Normalität“ jüdischen Lebens, im Austausch mit Juden und Jüdinnen in Karlsruhe sichtbar und zugänglich zu machen.

 

Die künstlerische Umsetzung findet in Form von diversen Aktivitäten und performativen Handlungen im Austausch mit Juden und Jüdinnen schwerpunktmäßig im öffentlichen Raum statt.


Juli/August 2021 Die Plakate im Stadtraum Karlsruhe

16.08. und 18.08.2021 Das MemoMyzel – Spiel mit Wahrnehmungen

Ein wichtiger Baustein des Kunstprojekts ist die Performance MemoMyzel, die während des halbjährigen Projektzeitraums schwerpunktmäßig im öffentlichen Raum gezeigt wurde. Den Auftakt bildete am 16. August die Präsentation im Hohenwettersbacher Lustgarten, eine weitere folgte zwei Tage später im Durlacher Schlossgarten.

 

Das M e m o M y z e l, bestehend aus einzelnen 45 x 45 cm großen, bedruckten Aludibond-Platten, deckt spielerisch Bildhaftes auf. In der intensiven Auseinandersetzung mit dem Thema sind bis zu 60 Tafeln mit Motiven aus Textpassagen, Zitaten oder fotografischem Bildmaterial entstanden. Das Spielerische besteht darin, nacheinander einzelne Platten, die zunächst mit ihrer Rückseite nach oben liegen, umzudrehen und somit die Motivseite sichtbar zu machen. Dies erinnert an das Spiel Memory, doch geht es hier nicht um das Finden des richtigen Bildpaares, sondern um die Aufdeckung verschiedener Wahrnehmungen und Empfindungen.

 

Als „Wahrnehmungssplitter“ erzählen die Bild- und Textquadrate von ungewöhnlichen, manchmal aber auch alltäglichen Beziehungen. Einige Tafeln reflektieren Wahrnehmungen, die durch Gespräche mit Jüdinnen und Juden entstanden sind, oder veranschaulichen persönliche Fragestellungen der Künstlerinnen in Zusammenhang mit dem Projektprozess. Manche Tafeln stehen für sich allein, manche gehen inhaltlich eine Verbindung ein. In ihrem zusammengesetzten Gesamtbild ergeben die aufgedeckten visualisierten Assoziationen und Gedanken ein wachsendes Geflecht. Eine Art Mosaik nicht nur aus vielen unterschiedlichen sichtbar werdenden Denkansätzen, sondern auch ein sich ständig wandel- und erweiterbares großes Ganzes entsteht.


04.09. und 30.10.2021 #closebutnobanana meets Kulturküche

 Kulturküche Karlsruhe in der Alten Seilerei, Kaiserstr. 47, 76131 Karlsruhe

 

Eintritt frei, Spenden erwünscht; Speisen zum Selbstkostenpreis.

Einlass entsprechend der geltenden Corona-Verordnung
 

14 Uhr und 16 Uhr Klezmer-Musik  mit Jochen Roddewig und Leonhard Schneider

 

15 Uhr Lesung von Ondine Dietz über die Karlsruher Salonnière Anna Ettlinger und Anna O. , ihre Cousine Bertha Pappenheim

 

Die Kulturküche Karlsruhe ist ein ganz besonderer Ort. Das historische Karlsruher Gebäude der Alten Seilerei mit charmantem Innenhof bietet nicht nur Raum für kulinarische Erlebnisse, sondern vor allem die Möglichkeit zur Begegnung und zum Dialog zwischen allen, die Freude am persönlichen Austausch haben.

 

Wir Künstlerinnen und das Team der Kulturküche laden alle Karlsruher Bürger*innen ganz herzlich ein, „jüdische“ Küche in einem von Kunst erfüllten Rahmen gemeinsam zu genießen. Der Kulturküche-Koch bietet Gerichte auf der Basis authentischer jüdischer Rezepte mit eigener kreativer Note an.

Mit der Präsentation der #closebutnobanana-Plakate sowie einer Auswahl der MemoMyzel-Tafeln  werden Elemente des Kunstprojekts erneut sichtbar gemacht und bieten  die Möglichkeit zum Gesprächsaustausch.

 

 Sa 30.10.2021, 18 bis 22 Uhr

#closebutnobanana meets Kulturküche II

 

Klezmermusik von Petra Friedrich und Helga Betsarkis um 19 Uhr

Lesung mit Ondine Dietz und Robert Freitag um 20 Uhr

 

Kulturküche, Kaiserstr. 47, 76131 Karlsruhe
Einlass entsprechend der geltenden Corona-Verordnung.
Speisen zum Selbstkostenpreis.

 

Der Kulturküche-Koch bietet Gerichte auf der Basis authentischer jüdischer Rezepte mit eigener kreativer Note an.

Petra Friedrich (Geige) und Helga Betsarkis (Akkordeon) umrahmten die Lesungen und entführten mit Klezmerklängen in weitere Gedankenwelten.

 

 Ondine Dietz präsentierte eine Erzählung, welche die chassidische Welt vergangener Jahrhunderte heraufbeschwört, und in der eine weise Storytellerin eine bittersüße Liebesgeschichte als Gleichnis vorbringt (aus Meister Knastfelds  Hybris, 2010)


Robert Freitag erzählte eine Geschichte über das Werden vom Nichtjuden zum Juden

und las eine Kurzgeschichte von Alexander Zukernik.

 


01.10.2021 „Auf den Spuren jüdischen Lebens in Karlsruhe"

Stadtführung mit Julia Walter

Freitag, 01.10., 17.00 Uhr

Treffpunkt: Kronenstr. 15, 76133 Karlsruhe

 

Die Führung dauert ca. 90 Minuten und kostet 5,- €. Die Zahl der Teilnehmenden ist begrenzt.
Anmeldung erforderlich unter gedok-karlsruhe@online.de oder telefonisch 0721/ 37 41 37.
Es gilt die 3G-Regel, während der Dauer der Veranstaltung besteht Maskenpflicht.

 

Julia Walter, Kunsthistorikerin und Mitglied der jüdischen Gemeinde Karlsruhe, führt durch die Karlsruher Innenstadt, vorbei an Gebäuden und Orten, welche auf bedeutende jüdische Persönlichkeiten hinweisen und das jüdische Leben aus verschiedenen Perspektiven zeigen.

 

Die Emanzipation vom Anfang des 19. Jahrhunderts bis zur völligen Gleichstellung 1862 in Baden ermöglichte es den badischen Jüdinnen und Juden, in allen Bereichen des Karlsruher Lebens Fuß zu fassen, bis sie durch den Aufstieg des Nationalsozialismus in den 1930er Jahren schrittweise verfolgt, entrechtet, schließlich deportiert und die meisten von ihnen ermordet wurden. Eine Station der Führung widmet sich den Jahren nach 1945 bis heute und der aktuellen jüdischen Gemeinde.


06.10./07.10.2021 #closebutnobanana meets Media Art. KIT-Campus Süd

Projektionen Jaime Ramirez

Lightwalk in Kooperation mit Jaime Ramirez. Kunstprojekt Closebutnobanana von Vérok Gnos, Elke Hennen, Jutta Hieret, Iris Kamlah und Gloria Keller

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#closebutnobanana meets Media Art. Light-Walk im KIT Campus Süd
In Kooperation mit Jaime Ramirez, Visual Artist.
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12.10.2021 „Verborgene Schätze“. Konzert, Kleine Kirche Karlsruhe

Das Baden-Badener Klarinettentrio spielt Werke jüdischer Komponisten

Baden-Badener Klarinettentrio: Thomas Lukovich, Angela Yoffe, Annette Konrad
Baden-Badener Klarinettentrio: Thomas Lukovich, Angela Yoffe, Annette Konrad
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Einladung Konzert „Verborgene Schätze“ am 12.10.2021
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Kleine Kirche, Kaiserstraße 131, 76133 Karlsruhe

Eintritt frei, Spenden erwünscht

 

Einlass entsprechend der geltenden Corona-Verordnung. Anmeldung erforderlich unter gedok-karlsruhe@online.de oder telefonisch 0721/ 37 41 37.

 

Baden-Badener Klarinettentrio:
Annette Konrad, Klarinette | Angela Yoffe, Klavier | Thomas Lukovich, Cello

 

Trios von Alexander Zemlinsky (1871-1942), Carl Frühling (1868-1937) und
Boris Yoffe (*1968)
Werkeinführungen: Boris Yoffe

 

Vor rund 10 Jahren fanden sich Annette Konrad, Thomas Lukovich und Angela Yoffe aus Baden-Baden und Karlsruhe aus reiner Spielfreude zusammen und entdeckten die Außergewöhnlichkeit ihrer Besetzung: Klarinette, Cello und Klavier. Nachdem die bekannten Meisterwerke von Beethoven und Brahms und weniger bekannte von Robert Kahn, Wilhelm Berger oder Michael Glinka schnell erschlossen waren, war die Neugier und Leidenschaft der drei Musiker*innen geweckt, ihr Terrain weiter nach unbekannten Werken für diese Besetzung zu erforschen. Dabei stießen sie auf wahre musikalische Kostbarkeiten, die selten oder gar nicht zu Gehör kommen. Dazu zählen z.B. Werke von Paul Joun, Louise Farrenc, Nino Rota. Speziell für das Baden-Badener Klarinettentrio hat Boris Yoffe 2017 seine Fünf Stücke geschrieben, die seitdem bereits mehrfach und von unterschiedlichen Musikerinnen und Musiker aufgeführt wurden.

 

Die Trios von Alexander Zemlinsky (1871-1942) und Carl Frühling (1868-1937) gehören zu den beliebtesten und beeindruckendsten Werken für diese Besetzung und können auch ohne einen speziellen Anlass in einem Konzert nebeneinander stehen. Während das Genie Zemlinskys einige - wenn auch nicht ausreichende - Anerkennung gefunden hat, wurde Carl Frühling erst vor einigen Jahren wiederentdeckt, und bleibt eine fast geheimnisvolle Figur: so wenig Material findet man über sein Leben und Werk; vieles ist verschollen.

Unser Programm hat aber einen bestimmten Anlass: es wird gerade 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland gefeiert, und unsere beiden Protagonisten sind deutsche Komponisten jüdischer Abstammung, wenn auch jeder von ihnen selbstverständlich in einer eigenen, persönlichen Beziehung zum Judentum wie auch zur deutschen Kultur stand. Dies gilt ebenso für unseren dritten Komponisten, Boris Yoffe, der seit vielen Jahren in Karlsruhe lebt und in dem Konzert auch die Werkeinführungen übernimmt.



24.10. bis 21.11.2021  Ausstellung:  Performance, Objekt, Collage, Film, Fotografie

Ausstellung #closebutnobanana 2021 MemoMyzel-Tafeln, Plakat, Kopfbedeckung, Fotocollage
Ausstellung #closebutnobanana 2021: Vérok GNOS, Elke HENNEN, Jutta HIERET, Iris KAMLAH, Gloria KELLER, MemoMyzel-Tafeln, Plakat, Kopfbedeckungen, Pressebild: Gloria Keller

Vernissage am Samstag, 23.10.2021, 19.00 Uhr


INTRO mit Claus Temps, Leiter Kulturbüro der Stadt Karlsruhe. Interview mit den Künstlerinnen

 

Die Ausstellung „#closebutnobanana – Jüdisches Leben in Karlsruhe heute“ macht Entwicklungen, Erlebnisse, Begegnungen und Momentaufnahmen sichtbar, die während eines langen Prozesses entstanden sind. Monatelange Recherchen, Kontaktaufnahmen, persönliche Blickschärfungen, Reflexionen und Diskussionen modellierten den Projektverlauf, verlangten Entscheidungen und beeinflussten letztendlich die künstlerische Arbeit. Die Schau im GEDOK-Künstlerinnenforum dokumentiert den sensiblen Prozess der vergangenen Monate, um gleichzeitig von Gegenwärtigem zu erzählen. Eine Auswahl der entstandenen MemoMyzel-Tafeln und Kopfbedeckungen sowie Film, Fotos und Collagen zeigen die differenzierte gedankliche Auseinandersetzung jeder einzelnen Künstlerin mit dem Sujet.

24.10.2021 Hedi Schulitz liest aus ihrer Erzählung „Das Chippendale“

 

In der essayistischen Erzählung geht es um die Odyssee eines Damenzimmers, das der Autorin, Hedi Schulitz, von ihrer Mutter vererbt wurde. Dass die vorigen Besitzer des feinen Stilmöbels eine jüdische Familie aus Karlsruhe gewesen ist, hat die Autorin erst sehr viel später herausgefunden. Sie schildert den langwierigen und zum Teil mühsamen, aber auch faszinierenden Weg dieser Spurensuche. Und sie blickt auf die Entstehung einer wunderbaren Freundschaft, die Grenzen überwindet.

 

Hedi Schulitz hat in Berlin Romanistik und Slawistik studiert. Nach Aufenthalten in Frankreich und langjähriger Tätigkeit in der „Neuen Gesellschaft für Literatur“ in Berlin sowie einem Stipendiat im Döblin-Haus in Wewelsfleth lebt sie in Karlsruhe. Seit 2008 ist sie Fachbeirätin für Literatur in der GEDOK Karlsruhe.
Sie schreibt Romane, Erzählungen und Essays. Ihr Roman „Die Schattenfrau“, erschienen 2014 in Lindemanns Bibliothek Karlsruhe, ist auch Grundlage des gleichnamigen Theaterstücks, dessen Co-Autorin sie ist. Premiere war 2020 im Jubez Karlsruhe. Der Schwerpunkt ihrer literarischen Arbeit liegt auf der romanhaft-fiktionalen Rekonstruktion von Biografien.

 

>> Verlagsinformationen Lauinger Verlag

Finissage am Sonntag, 21.11.2021

 

Kino in der GEDOK: #closebutnobanana – Film mit anschließender Gesprächsrunde


13.11.2021 Michael Wuliger „Koscher durch die Krisen“. Lesung im Literaturhaus

Literaturhaus PrinzMaxPalais Karlsruhe, Karlstr. 10 / 2. OG, 76133 Karlsruhe

 

Lesung mit Michael Wuliger (Berlin): Koscher durch die Krisen

Michael Wuliger liest aus seinen Kolumnen in der Jüdischen Allgemeinen“

 

„Woran erkennt DER SPIEGEL Juden? Was haben Palästinenser und Radfahrer gemein? Was ist ein Masel-Tow-Cocktail?“

 

Von 2017 bis 2020 schrieb Michael Wuliger in der Jüdischen Allgemeinen seine Kolumne Wuligers Woche. Mal ironisch, mal zornig, gelegentlich sentimental nahm er sich dort aktuelle Ereignisse vor - Politik, Gesellschaft, Kultur, Dummheiten innerhalb und außerhalb der jüdischen Gemeinschaft - und natürlich die unvermeidbare deutsche „Israelkritik“

Michael Wuliger, 1951 in London geboren, wuchs in Wiesbaden auf, studierte in Marburg und arbeitete als Journalist in Köln und Berlin. 2009 erschien sein Buch „Der koschere Knigge - Trittsicher durch die deutsch-jüdischen Fettnäpfchen“.

Er geht selten in die Synagoge, isst gern Serrano-Schinken und nennt als sein jüdisches Idol Krusty den Clown aus der Fernsehserie „Simpsons“.

 

In Kooperation mit der Literarischen Gesellschaft Karlsruhe


Anmeldung: veranstaltungen@literaturmuseum.de oder 0721 / 133 – 4087
Eintritt frei. Einlass entsprechend der geltenden Corona-Verordnung.


18.11.2021 Wege jüdischer Komponisten und Komponistinnen in und aus Deutschland.

Gesprächskonzert mit Kolja Lessing und Boris Yoffe. Festsaal der Karlsburg Durlach

Gesprächskonzert mit  Boris Yoffe (li) und Kolja Lessing (re) über Wege  jüdischer  Komponist*innen wie Tzvi Avni, Ursula Mamlok und Abel Ehrlich
Gesprächskonzert: Portraits Boris Yoffe, Tzvi Avni, Ursula Mamlok, Abel Ehrlich, Kolja Lessing; Collage: Ute Reisner

Die Einwanderung großer, verfolgter Musikerpersönlichkeiten aus Europa nach Palästina/Israel in den 30er Jahren des 20. Jh. führte zu der Genese einer spezifisch israelischen Musik auf der Suche nach einer kulturellen Identität des jungen Staates Israel. Die starke Verwurzelung in mittel- und osteuropäischen Traditionen entwickelte sich zusammen mit jüdischer Folklore und den Elementen alter Tonarten zu einem Amalgam weltlicher und sakraler jüdischer Musik.

Zusammen mit der jemenitischen Sängerin Bracha Zefira entwickelte Paul Ben-Haim den sogenannten „Mittelmeerstil“. In den 60er Jahren begannen jüngere Komponisten die Auseinandersetzung mit avantgardistischen Strömungen in Europa und Nordamerika. Bei Abel Ehrlich finden sich Anklänge an arabische Einflüsse, bei Tzvi Avni finden sich Impulse der elektronischen Musik ebenso wie Klangwelten des Vorderen Orients. Ursula Mamlok, gebürtige Berlinerin, flüchtete nach Ecuador und begann 1940 ein Kompositions-Studium in New York. Sie wurde zu einer der wichtigsten Persönlichkeiten der Neuen Musik.

Ferdinand David schrieb die Transkription für Solovioline des Jägerliedes von Felix Mendelssohn Bartholdy, ein Zeugnis der Freundschaft zweier deutsch-jüdischer Musiker. Der zeitgenössische Komponist Boris Yoffe wurde in Leningrad geboren, er emigrierte nach Israel und lebt seit über zwanzig Jahren in Karlsruhe. Seine Kompositionslehrer waren Adam Stratievsky und Wolfgang Rihm. Kolja Lessing wurde in Karlsruhe geboren, er ist Geiger, Pianist, Komponist und Hochschullehrer. Sein spezielles Interesse gilt den israelischen Komponisten älterer wie jüngerer Generation, von denen der Großteil in Europa kaum bekannt ist.

 

(Textteile übernommen von Kolja Lessing, Programmheft des Traunsteiner Sommerkonzertes 2021)

Programm

 

Abel Ehrlich (1915-2003)

Bashrav (1953)

 

Ursula Mamlok (1923-2016; Berlin, 1939 Ecuador, 1940 NY, 2006 Berlin):
From my Garden (1983)

 

Tzvi Avni (1927 Saarbrücken, seit 1935 Haifa)
Kol (2011), Kolja Lessing gewidmet

 

Boris Yoffe
Mit geschlossenen Augen

 

Paul Ben-Haim (1897-1984)
Sonata in G (1951)

 

Felix Mendelssohn Bartholdy: Jägerlied, Transkription für Violine solo
von Ferdinand David (1810-1873)

 

Kolja Lessing (1961 in Karlsruhe), Violine und Moderation

 

Boris Yoffe (1968 in Leningrad, 1990 Israel, 1997 D/Karlsruhe), Moderation

 

Festsaal der Karlsburg Durlach, Pfinztalstraße 9, 76227 Karlsruhe

Eintritt frei, Spenden erwünscht

Anmeldung: gedok-karlsruhe@online.de oder 0721 37 41 37
Einlass entsprechend der geltenden Corona-Verordnung